2019-07-24

#rpDetroit-Co-Kuratorin Jessica Robinson über Mobilität in Detroit

Jessica Robinson

Jessica Robinson © Steve Koss

Jessica Robinson ist Executive Director des Michigan Mobility Institute, wo sie für Talentförderung in der wachsenden Mobilitätsbranche einsetzt. Das Institut ist die erste Initiative des Detroit Mobility Lab, dessen Mitgründerin Jessica ist. Ziel des Instituts ist es, die nötige Infrastruktur aufzubauen, damit diese Talente die Zukunft des Sektors in der Stadt Detroit nachhaltig gestalten können.
 
Als Co-Kuratorin des Tracks "Mobility & Urban Space" bei der #rpDetroit gestaltet Jessica Robinson das Programm rund um das Thema Mobilität mit und ist hilft, aus den Einreichungen aus dem Call for Participation auszuwählen. In unserem Interview spricht sie über Detroits einzigartige Verbindung zur Mobilität, die Wichtigkeit von "access" (Zugang und Teilhabe) und ihre Vision für zukünftige städtische Mobilitätsprojekte.
 
Was zeichnet Detroit für dich aus?

Detroit hat mehr als jeder andere Ort auf der Welt Bewegung im Blut. Generationen von Menschen haben hier vom Entwerfen und Bauen von Fahrzeugen gelebt. Wir begeistern uns für Fortbewegung – sei es mit Muscle Car Cruises oder nächtlichen Gruppenfahrten auf aufgemotzten Fahrrädern. Das spiegelt sich sogar in der berühmten Wandmalerei von Diego Rivera wider. Ich glaube, dadurch haben die Menschen in Detroit eine wirklich einzigartige Beziehung zu Mobilität.

Welche Herausforderungen und Chancen siehst du aktuell in Bezug auf Mobilität in Detroit?
Als Heimat der amerikanischen Automobilindustrie haben wir in der Vergangenheit das Auto immer als unsere wichtigste Mobilitätslösung betrachtet. Aber in einer Region, die sich über so weite Flächen erstreckt und in der so viele Menschen noch immer nach Arbeit suchen, müssen wir andere Optionen finden. Der Zugang zu Transportmitteln ist entscheidend für die wirtschaftliche Mobilität von Detroiter Familien. Der Zugang zu außerschulischen Angeboten ist für die Detroiter Jugend auch ein Hindernis. Es ist spannend zu sehen, wie der öffentliche Sektor und der private Sektor sich diesen Herausforderungen gemeinsam annehmen. Sie haben zum Beispiel Lösungen entwickelt, die Fahrgemeinschaften mit dem Bussystem verbinden. Zudem hat die Stadt in den Ausbau unseres Fahrradnetzes durch sicherere Fahrspuren investiert, wodurch Bike-Sharing und sogar E-Scooter als Alternativen entstehen.
 
Detroit ist als Motor City bekannt – wie kann Detroit durch öffentliche Verkehrsmittel besser zugänglich gemacht werden?
Öffentliche Verkehrsmittel konnten die Zugänglichkeit zur Stadt verbessern, in dem sie Dienstleistungen und Routen an die Bedürfnisse der Fahrgäste geschnitten haben. So hat beispielsweise unser von DDOT betriebenes Bussystem neue Linien hinzugefügt, die die Stadt durchqueren, ohne den alten Hub-and-Spoke-Plänen zu folgen, und wir haben Express-Buslinien, die die Innenstadt mit den Vororten verbinden. Die Stadt prüft außerdem, ob man mit flexiblen Shuttles Menschen an entlegene Arbeitsplätze bringen kann, die mit bestehenden, festen Routen nicht ausreichend bedient werden.
 
Wenn du unbegrenzte Mittel hättest, welches Mobilitätsprojekt würdest du in Detroit umsetzen?
Ich kann mir tatsächlich zwei Mobilitätsprojekte vorstellen, die hier in Detroit eine enorme Wirkung hätten. Wie viel Schüler*innen im Unterricht anwesend sind steht in direktem Zusammenhang mit Lernergebnissen und Abschlusszahlen. Wenn wir also den Schulweg erleichtern könnten, hätte das große Auswirkungen. In Detroit werden viele Kinder täglich von ihren Familien in die Schule gefahren – was sich im Haushalt schnell auf Transport- und Zeitkosten auswirkt.
 
Das andere Projekt ist eines, an dem ich jeden Tag arbeite. Dabei geht es um einen anderen Zusammenhang von Mobilität und Bildung. In diesem Fall schaffen wir neue Ausbildungsmöglichkeiten für Handwerker*innen und technische Fachkräfte. Detroit könnte im nächsten Jahrzehnt Tausende neuer Arbeitsplätze in der fortschrittlichen Mobilitätsindustrie bieten, aber der Mangel an Fachkräften für diese Berufe wird immer größer. Mit unbegrenzten Mitteln könnten wir schneller mehr Menschen schulen.
 
Was erhoffst du dir vom Call for Participation für rpDetroit?
Ich hoffe, dass der Call for Participation Ideen hervorbringt, die dazu anregen, über die Zusammenhänge zwischen unseren Verkehrsmitteln und den Menschen in unseren Communitys nachzudenken. Mobilität ist mit so vielen Aspekten unseres täglichen Lebens verbunden. Es wäre auch interessant, bei der Vertiefung des rpDetroit-Themas "Access" die Perspektive von bildenden Künstler*innen, Musiker*innen oder Autor*innen mit einbeziehen zu können.
 
Die Teilnahme am Call for Participation ist noch bis zum 1. August möglich!