2019-09-23

re:publica-Mitgründer Andreas Gebhard: Nach Detroit zu gehen ist eine Herzensangelegenheit

Andreas Gebhard

Ein Interview mit re:publica-Mitgründer Andreas Gebhard.

Warum geht die re:publica nach Detroit?
Detroit ist für die Musik- und Kulturszene der letzten Jahrzehnte in Deutschland ausgesprochen wichtig. Ohne die elektronische Musik aus Detroit gäbe es keinen Techno, aber auch andersherum gäbe es ohne Kraftwerk und Co. aus Deutschland keinen Detroit-Techno. Hier gab es schon immer eine enge Verbindung.

Auf der ersten re:publica in Detroit wollen wir gemeinsam mit den Teilnehmer*innen die Situation der digitalen Gesellschaft erforschen und besprechen! Durch die Zusammenarbeit mit unseren Co-Kurator*innen, die in Detroit verwurzelt sind, ist es uns gelungen, ein wirklich interessantes, vielschichtiges und tolles Programm auf die Beine zu stellen.

Mit welchen Themen setzt sich re:publica in Detroit auseinander?
Am Beispiel Detroit lässt sich veranschaulichen, welche Macht eine Monokultur der Wirtschaft hat, eine Stadt und deren Entwicklung zu prägen. In Deutschland haben wir ja sehr ähnliche Erfahrungen gemacht. Seit 1950 sind mehr als 20 Prozent der Bürger*innen aus dem Osten Deutschlands geflüchtet oder weggezogen – die Probleme sind uns sehr präsent. In Detroit, also der Kernstadt, sind im gleichen Zeitraum 60 Prozent der Einwohner*innen weggezogen. Wenn wir uns das also aus der deutschen Perspektive anschauen, ist die Veränderung in Detroit noch drei Mal größer! Eigentlich unvorstellbar!

Seit einigen Jahren macht sich nun ein gewisser wirtschaftlicher Aufschwung in Detroit bemerkbar. In Downtown lassen sich Start-ups nieder und bringen neue Möglichkeiten und Arbeitsplätze – soweit ich das aus Berlin beurteilen kann. Doch die Frage ist, wer von diesen wirtschaftlichen Möglichkeiten profitiert und an ihnen teilhaben kann. Die gleichen Fragen stellen sich doch in Berlin auch! Schon wieder eine Parallele. Mehr denn je stellt sich hier wie dort also die grundlegende Frage nach Zugang und Teilhabe. Aus diesem Grund widmen wir uns in Detroit ganz dem Thema “access”.

Warum sollten Menschen aus Detroit an der re:publica teilnehmen?
Es gibt ein herausragendes Programm mit wundervollen Speakern. Nicht die re:publica hat Antworten auf die vielen Fragen, die sich bei der Transformation in die digitale Gesellschaft stellen, sondern die Teilnehmer*innen und Sprecher*innen aus den USA, Europa und Afrika. Wir haben eine Chance über Themen und Lösungen für Probleme zu sprechen, die in der Form wahrscheinlich nicht so schnell wieder kommt. Und ich glaube, wir werden viel Spaß haben!